Annaburg im Bezirk Halle

Aktueller Beitrag vom 26.12.2006

Annaburg, ein Flecken im Königreich Preussen, in der Provinz Sachsen im Kreis Torgau gelegen. Der Ort nannte sich bis ins Jahre 1572 Kloster Lochau und die historische Bedeutung beruhte auf dem großen und wildreichen Waldgebiet der Lochauer bzw. Annaburger Heide, die sich südöstlich der Stadt erstreckte und vom Adel gerne besucht wurde.

 

August der Starke soll im Jahre 1730 mit dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. bei einer einzigen Jagd in der Annaburger Heide 900 Stück Rot- und Rehwild sowie 400 Stück Schwarzwild erlegt haben. 

 

Ab 1870 waren in dem landwirtschaftlich geprägten Marktflecken die Anfänge der Industrialisierung zu erkennen. Neben Holzsägereien bildete die Steingutfabrik die wichtigste Einkommensquelle für die Einwohner. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts erhöhte sich die Bevölkerung fast um das Vierfache auf ca. 2000 Einwohner.

 

Die Geschichte der Post in Annaburg begann sehr früh, bereits im Jahre 1703 wird erstmals eine Posthilfsstelle erwähnt, aus dieser wurde 1817 eine Postwärterei. In der Folge wurde der Status der Post in Annaburg in diverse Postexpeditionen verändert, bis im Jahre 1871 eine einfache Postagentur übrig blieb.

Telegraphische Postanweisung über 50 Mark von Annaburg nach Thale im Harz vom 19.3.1898

 

Die Gebühr für Postanweisungen im Inland bis 100 Mark betrug 20 Pfennig.

Auf Postanweisungen eingezahlte Beträge konnten auf Verlangen des Absenders auf telegraphischen Wege zur Auszahlung am Bestimmungsort überwiesen werden. Dabei war das Formular auf dem oberen Rand der Vorderseite mit einem Vermerk "per Telegraph" oder in ähnlicher Weise mit Blaustift zu beschriften. Auf der Rückseite war der Quittungsraum durch kräftige Querstriche unbenutzbar zu machen.

 

Auf der Postanweisung selbst ist nur die Postanweisungsgebühr verrechnet. Die Telegrammgebühr wurde bei Telegaphenämtern oder Postämtern mit Telegraphenbetrieb im Einnahmebuch vereinnahmt. Bei Postämtern ohne Telegraphenbetrieb wurde sie durch Entwertung von Freimarken auf dem Überweisungstelegramm verrechnet.

Ebersdorf Werrabahn

Aktueller Beitrag vom 3.12.2006

Ebersdorf war ein kleines Pfarrdorf und als Bestandteil des Amtes Sonnefeld gehörte die Gemeinde seit Bestehen des Herzogtums Sachsen-Coburg bis 1918 zu diesem, ehe sie 1920 zusammen mit dem Freistaat Coburg in Bayern eingegliedert wurde.

 

Der Ort hatte mit seinen 855 Einwohnern schon recht früh eine eigene postalische Versorgung, was mit Sicherheit an der vorhandenen Bahnstation der Werrabahn lag, daher auch der Zusatz im Stempel.

 

So war bereits im Jahre 1865 eine Postablage in dem Dorf eingerichtet, diese entwickelte sich recht schnell weiter, 1867Postexpedition II, 1871 Postexpedition I und im Jahre 1876 ein Postamt III. Klasse. 

Paketkarte für 1 Paket mit 850g von Ebersdorf nach New York vom 12.10.1888 mit 170 Pfennig frankiert.

Deutsches Porto von Ebersdorf bis zum Grenztaxpunkt Bremen betrug 50 Pfennig. 

Für die Beförderungsstrecke von Bremen bis zum Bestimmungsort New York betrug bei Paketen bis 1kg die Gebühr 120 Pfennig.

 

1841 schlossen das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach und die Herzogtümer Sachsen-Coburg und Gotha sowie Sachsen-Meiningen einen Staatsvertrag zur Errichtung einer Bahnlinie von Eisenach nach Coburg. 1845 wurde mit dem Königreich Bayern die Vereinbarung über die Anbindung der Werrabahn an die Ludwig-Süd-Nord-Bahn in Lichtenfels getroffen und schließlich erhielt 1855 die von Privatpersonen neu gegründete  Werra-Eisenbahn-Gesellschaft die Konzession zum Bau und Betrieb der Strecke, das Startkapital für den Bau betrug 8 Mio. Taler!!

 

Am 18. Februar 1856 erfolgte bei Themar der erste Spatenstich. Schon am 1. November 1858 konnte die gesamte Strecke zwischen Eisenach und Coburg mit einer Länge von 130,1 km feierlich eingeweiht werden. Die restliche Strecke mit 30 km Länge bis Lichtenfels wurde im Januar 1859 in Betrieb genommen.

Eingeschriebener Fernbrief von Ebersdorf nach Coburg vom 6.6.1911, auch im R-Zettel findet sich der Zusatz "Werrabahn".

 

Im Jahre 1895 wechselte die Bahn für 25 Mio. Mark den Besitzer. Vorher in privater Hand gehörte sie jetzt dem preußischen Staat.

Irrwege einer Postkarte

Aktueller Beitrag vom 10.11.2006

Gastbeitrag von Michael Grätz, Berlin

Es freut mich sehr dass das Interesse an der Stempelgruppe ungebrochen ist, dadurch bedingt hat sich auch wieder ein Gast-Autor gefunden. Michael Grätz, Berufsphilatelist und Sammler zugleich, das eine schließt das andere ja nicht aus, ist dem ein oder anderen vielleicht schon bekannt durch seine Veröffentlichungen bei Infla Berlin.

 

Am 26.7.1905 wurde in Königsberg eine Doppelpostkarte auf den Weg gebracht, adressiert an das evangelische Pfarramt in Goeldnitz (Mecklenburg). Gebeten wurde um Auskünfte aus dem Kirchenregister- heutzutage würde man sich an das Einwohnermeldeamt wenden.

Ortsbezeichnungen ändern sich, vielleicht irrte auch der Absender. In Mecklenburg gab es jedenfalls nur drei ähnlich klingende Ortschaften, alle ohne eigene Posteinrichtung. Einem glücklichen Umstand verdanken wir es, dass die Karte erst im dritten Ort an der richtigen Adresse war und dadurch u.a. zwei verschiedene Kreis-Obersegment-Stempel auf diesem einen Beleg abgeschlagen wurden.

Zunächst ging es nach Goldenitz, einem Dorf mit ca. 200 Einwohnern und postalisch versorgt von Pritzier, dokumentiert durch den Ankunftsstempel „PRITZIER (MECKLB.) 27.7.05“. 

 

Weiter ging es nach Göldenitz bei Kavelstorf (ca. 120 Einwohner), Eingangsstempel ist der KOS „KAVELSTORF (MECKLB.) 29.7.05 7-8 V“.

 

Endlich am Ziel war die Karte jedoch erst in Göldenitz bei Schwaan (ca. 50 Einwohner), laut Ankunftsstempel noch am Nachmittag des selben Tages. Offensichtlich ging man bei der Reihenfolge der Zustellversuche von der Einwohnerzahl aus; dass ausgerechnet der kleinste Ort das gesuchte Pfarramt hatte konnte ja keiner ahnen.

Die bezahlte Rückantwort wird wahrscheinlich der Pfarrer abgetrennt haben, um darauf die gewünschten Auskünfte zu erteilen und diese dem Absender zukommen zu lassen.

 

Michael Grätz, Berlin

Insel Neuwerk

Aktueller Beitrag vom 22.10.2006

die Insel in der Elbmündung, nordwestlich von Cuxhaven gelegen, gehört zur Freien Hansestadt Hamburg. Die knapp 70 Einwohner der Insel ernährten sich vorwiegend vom Ackerbau und der Schafszucht.

 

Der Leuchtturm der Insel ist wegen der Signale bei der Einfahrt in die Elbe sehr wichtig und eines der ältesten Bauwerke auf Hamburger Gebiet.

Die Insel ist bei Niedrigwasser, von den zu Cuxhaven gehörenden Ortsteilen Sahlenburg und Duhnen, durch das Watt per Fuß, Pferd oder Wattwagen zu erreichen, bei Hochwasser fahren Schiffe die Insel an.

Die Einrichtung der Postagentur auf der Insel erfolgte im Jahre 1890, es kam ein Obersegment Stempel zur Verwendung der im Jahre 1910 von einem Gitterstempel abgelöst wurde.

 

Den KOS aus Neuwerk kann man getrost als selten bezeichnen, seltsamer weise sind ein Großteil der Belege und Ansichtskarten aus Neuwerk die ich bisher gesehen habe in Cuxhaven entwertet worden. 

Schwanheim am Main

Aktueller Beitrag vom 1.10.2006

ein kleine Gemeinde mit 2300 Einwohnern (Stand 1885) in der Provinz Hessen-Nassau, im Kreis Höchst am Main gelegen.

Der Ort entwickelte sich im 19. Jahrhundert vom reinen Bauerndorf langsam zu einer Arbeitersiedlung, beeinflußt durch die chemische Industrie in Höchst und Griesheim und die immer stärker einsetzende wirtschaftliche Verflechtung mit Frankfurt/Main.

1869 wurde erstmals eine Postexpedition II. Klasse in Schwanheim eingerichtet, diese wurde im Jahre 1871 in eine Postagentur umgewandelt. Im Jahre 1897 erhielt der Ort dann ein Postamt III. Klasse.

Die Entwicklung ging weiter voran, so erhielt der Ort im Jahre 1900 elektrisches Licht und im Jahre 1901 erschien die erste Ausgabe der Schwanheimer Zeitung.

 

Am 1. April 1928 wurde Schwanheim, das bis dahin auf fast 6000 Einwohner gewachsen war, in das Frankfurter Stadtgebiet eingemeindet.

Gebührenzettel Wenden 1923

Aktueller Beitrag vom 10.9.2006

Gastbeitrag von Dieter Weinbuch, München

Es freut mich sehr, dass der heutige "Aktuelle Beitrag" von Verbandsprüfer Dieter Weinbuch (BPP für die Michel Nummern 98-337, der Inflationsausgaben des Deutschen Reiches), als Gast-Beitrag veröffentlicht werden darf.

Die Ortsbezeichnung Wenden mag sich aus der Lage der Gemeinde herleiten. Hier berührten sich weit vor der ersten Jahrtausendwende die Grenzen der Stämme der Franken und der Sachsen. Die erste Besiedlung des "Wendener Landes", das innerhalb des Kreises Olpe aus den unterschiedlichsten Gründen eine Sonderstellung einnimmt, liegt im Dunkel der Geschichte.

Man geht davon aus, dass die Besiedlung im 9. bis 10. Jahrhundert erfolgt ist.

Die erste urkundliche Erwähnung von Wenden erfolgte 1011. 1803 wurde das Wendener Land dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt zugeschlagen und kam 1816 zu Preußen. Das ehemalige Amt Wenden wurde im Jahre 1850 aus den Gemeinden Wenden und Römershagen gebildet. Im Jahre 1860 wurde in Wenden eine Postexpedition II eingerichtet, diese wurde 1871 in eine Postagentur umgewandelt.

 

Interessant ist in philatelistischer Hinsicht, dass der kleine Ort Wenden in der Zeit der Hochinflation eine interessante Notmaßnahme aufzuweisen hat. Reizvoll ist außerdem für Stempelsammler, dass hier ein Kreisobersegmentstempel zur Verwendung kam.

Vermutlich aus Markenmangel oder angeregt durch die im nahen Braunschweig mehrfach verwendeten Gebührenzettel wurde eine Notmaßnahme geboren die heute im Michel-Katalog unter den Deutschen Lokalausgaben 1923 unter Mi-Nr. 2 und 3 beim Ort Wenden katalogisiert ist.

Hier wurden einige im amtlichen Vorrat noch vorhandenen Freimarken mit den Wertstufen zu 400 Mark und 1000 Mark, Mi-Nr. 250 und Mi-Nr. 252 mittels „Gebühr bezahlt" Stempel  überstempelt und handschriftlich mit einer neuen Gebührenhöhe aufgewertet. Es wurden die Gebührenhöhen zu 8.000 und 30.000 auf der 400 Mark Marke und 20.000 und 75.000 Mark auf der 1.000 Mark Marke vermerkt. Zu diesen höheren handschriftlich vermerkten Gebührensätzen wurden die Marken in wenigen Fällen postalisch ohne Beanstandung in Wenden verwendet.

Bisher sind nur wenige Poststücke mit einer dieser aufgewerteten Marke bekannt geworden. Weiter existieren noch einige lose Marken, auch auf Briefstück.

 

Zeitlich gesehen dürfte die Verwendung der Mi-Nr. 2 und 3 vor dem ebenfalls im gleichen Ort verwendeten und unter Mi-Nr. 1 katalogisierten Gebührenzettel erfolgt sein.

 

Von der Mi-Nr. 3 sind mir bisher Verwendungen vom 6. und 7.9.1923, von der Mi-Nr. 1 vom 14.9.1923 bekannt. Die Mi-Nr. 2 ist mir im Original bisher nicht vorgelegt worden. Eine Verwendung derartiger Marken ist auch bei den Postämtern in Olpe und Rothemühle bekannt. Eine Katalogisierung der handschriftlich korrigierten Wertstufen zu 400 und 1000 Mark ist bereits im Michel-Spezial Katalog unter dem Ort Olpe erfolgt. 

 

Dieter Weinbuch, München

Magdeburg-Sudenburg

Aktueller Beitrag vom 20.8.2006

Sudenburg, seit dem Jahre 1867 eingemeindeter Stadtteil von Magdeburg  mit einer etwas kuriosen Schreibweise des Ortsnamens.

 

Nach der Eingemeindung behielt der Ort seinen Namen bis zum Jahre 1875, ab dato nannte der Ort sich Sudenburg-Magdeburg. Dies hatte Bestand bis ins Jahre 1910 wo die nächste Änderung der Schreibweise in Magdeburg-Sudenburg erfolgte.

 

Verwunderlich ist nur, dass die Schreibweise Magdeburg-Sudenburg bereits ab dem Januar 1887 im Kreis-Obersegment-Stempel enthalten ist.

Aber nicht weniger kurios als der Ortsname und seine Schreibweise, ist diese Weltpostvereins - Postkarte die am 14.10.1887 aus Bergen Op Zoom aus den Niederlanden nach Sudenburg - Magdeburg gelaufen ist und mit 40 Pfennig Nachporto belegt wurde, ein äußerst seltenes Nachporto für eine Postkarte.

 

Hier haben die Postbeamten sehr genau geschaut, denn es handelt sich nicht um eine vorfrankierte Antwort Postkarte welche selbstverständlich gültig gewesen wäre, sondern um eine einfache Auslandskarte aus dem Reichspostgebiet. 

 

Daher wurde die Karte "wie ein unfrankierter Brief" behandelt und taxiert, sprich 20 Pfennig Auslandsporto und 20 Pfennig Strafporto. Das hört sich heute eventuell für den ein oder anderen nicht als besonders viel an, aber wenn man bedenkt dass um 1890 eine Flasche Bier (0,75 l) 8 Pfennig und 250 g Wurst 15 Pfennig gekostet haben, dann sieht man das Porto vielleicht mit anderen Augen.

Entlastet Berlin Wilmersdorf

Aktueller Beitrag vom 30.7.2006

sehr dekorativer und interessanter Werbeumschlag aus Belgien, als Ortsbrief innerhalb Brüssel's adressiert. Der Empfänger war offenbar nach Berlin abgereist, woraufhin der Brief, in diesem Falle natürlich unterfrankiert, nachgeschickt wurde, mit der Anschrift "Berlin W30".

 

Nicht oder ungenügend freigemachte Postsendungen erhielten zum besseren Erkennen des vom Zusteller einzuziehenden Fehlbetrages "Porto" Stempel, erst ab dem Jahre 1926 kamen dann die Nachgebührstempel in Umlauf.

Der Empfänger war in Berlin W30 unbekannt, was eine Notiz des Postbeamten auf der Rückseite zeigt, daher wurde der zweisprachige Aufkleber "Ungenügende Adresse" angebracht und der Brief ging zurück nach Belgien.

 

Das Nachporto war aber in den Büchern der Reichspost bereits eingetragen und konnte, da der Empfänger nicht aufzufinden war, nicht eingezogen werden. Nun kamen die Entlastungskarte und die Entlastungsstempel zum Zuge. 

Die Entlastungskarte diente zum Rechnungsmäßigen Ausgleich von uneinziehbaren Gebühren und wurde jeden Monat in den Postämtern angelegt.

Als Nachweis der erfolgten Eintragung und zur Vermeidung von Doppelten Entlastungen diente der auf der Sendung anzubringende Entlastungsstempel. Das Entlastungsverfahren wurde im laufe des Jahres 1926 abgeschafft.

 

Auf diesem Beleg befinden sich nun 2 Entlastungsstempel, den Einkreisstempel ENTLASTET W 30 vom 25.8.1925 und den Kreis-Obersegment-Stempel ENTLASTET / BERLIN- / WILMERSDORF 1 ohne Datumsangaben und ohne Uhrzeit. Beide Stempel sind die spätesten derzeit registrierten Daten.

Die Entwicklung der Posstelle und die Namensgebung von Wilmersdorf zeigt auf, in welch kurzem Zeitraum ein größeres Dorf zum Hauptstadt-Vorort mit einem Postamt I. Klasse wurde.

 

Ursprünglich nannte sich der Ort Deutsch Wilmersdorf und erhielt im Jahre 1874 eine Postagentur, bereits 1875 erfolgte die Umbenennung in Wilmersdorf bei Berlin. Im Jahre 1884 wurde die Postagentur in ein Postamt III.Klasse umgewandelt, 10 Jahre später 1894 in ein Postamt II. Klasse. 1902 schließlich wurde aus der Post in Wilmersdorf ein Postamt I. Klasse, was auch nach der erneuten Umbenennung in Berlin-Wilmersdorf im Jahre 1912 bestand hatte.

 

1874 zählte der Ort 1600 Einwohner, 1895 schon 5100 Einwohner, 1905 bereits über 60.000 Einwohner!

 

Die " Entlastet" Stempel sind ein noch relativ unerforschter Bereich in der Philatelie, alleine aus Berlin sind knapp 90 verschiedene bekannt. Eine feste Stempeltype war hier nicht vorgeschrieben, die Vielfalt der Typen und Formen ist enorm, eigentlich ein Sammelgebiet für sich!

 

Altendorf im Rheinland

Aktueller Beitrag vom 9.7.2006

zum 1.1.1874 wurde aus den Ortschaften Altendorf, Frohnhausen und Holsterhausen die Landgemeinde Altendorf gegründet. Die damals größte Landgemeinde Preussens zählte im Jahre 1895 bereits über 22.000 Einwohner, was durch die große Anzahl von Zechen und den Eisenwerken der Firma Krupp zu erklären ist.

 

Im besonderen die Entwicklung der Krupp Fabriken ließ die Einwohnerzahl fast explosionsartig steigen, was auch an der Entwicklung der Poststelle, von Postagentur zum Postamt I. Klasse binnen weniger Jahre, zu erkennen ist.

 

1872 Eröffnung der ersten Postagentur

1876 Postamt III. Klasse,

1892 Postamt II. Klasse

1901 Postamt I. Klasse.

Zum 1. August 1901 wurde Altendorf nach Essen eingemeindet und hatte nun die Ortsbezeichnung Essen-West 4, behielt aber das Postamt I. Klasse.

 

Zum gleichen Zeitpunkt erhielten die Ortsteile Frohnhausen und Holsterhausen jeweils eine eigene Postagentur, die Ortsbezeichnungen lauteten ab dato Essen-West 5 bzw. Essen-West 6.

Struth im Eichsfeld

Aktueller Beitrag vom 18.6.2006

ein Pfarrdorf mit knapp 900 Einwohnern, in der Preußischen Provinz Sachsen gelegen das zum Kreis Mühlhausen/Unstrut, im Eichsfeld gehörte.

 

Eine eigene Postagentur erhielt der Ort im Jahre 1891, zuständige Oberpostdirektion war die OPD Erfurt.

Postkarte aus Struth an das Amtsgericht in Mühlhausen/Thüringen vom 24.3.1927

 

Das Amtsgericht wurde aufgefordert eine Abschrift  auszustellen und zu verschicken, was selbstverständlich Kosten verursachte, die der Eigentümer zu zahlen hatte. Für die Schreibarbeiten wurde die Gebühr von 1 Reichsmark fällig, hinzu kam noch das Porto für die Rücksendung der Abschrift per Brief, was weitere 10 Pfennig kostete.

 

Die beiden Gerichtskosten Marken zu 1 RM und 0,10 RM sind per Dienstsiegel entwertet und handschriftlich mit Datum und Name des Beamten versehen.

Dornum in Ostfriesland

Aktueller Beitrag vom 28.5.2006

Dornum, ein Flecken mit ca. 850 Einwohnern, im preußischen Regierungsbezirk Aurich, im Kreis Norden gelegen. In früherer Zeit war Dornum der Sitz eines ostfriesischen Häuptlingsgeschlechts.

 

Postalisch ist das Dorf bereits im Jahre 1853 durch eine Briefsammelstelle in den Akten erwähnt, diese veränderte sich im laufe der Jahre in verschiedene Klassen von Postexpeditionen. 1876 erhielt der Ort dann ein Postamt III. Klasse.

Postkarte an den bekannten Ganzsachen Sammler Carl Fr. Eucken,  mit anhängender Antwortkarte aus Deutsch Südwestafrika.

 

Die Karte wurde am13.5.1903 in Lüderitzbucht abgeschickt und erreichte den Wilhelminenhof, einem Gehöft das zu  Dornum gehörte, am 15.6.1903.

Die anhängende Antwortkarte adressierte Carl Eucken dann am 2.7.1903 an einen Oberleutnant der sich auf der SMS Wolf befand.

 

Sämtliche Post welche an Personen auf Kriegsschiffen gerichtet war, wurde über das Marine Postbüro in Berlin abgewickelt, deshalb wurde auf der Karte auch der Zielort Lüderitzbucht durchgestrichen, da sich das Schiff ja inzwischen in anderen Gewässern tummeln konnte.

 

Das Kanonenboot SMS Wolf  war schon an der Besitzergreifung Deutsch- Südwestafrikas im Jahre 1884 beteiligt, wurde danach kurzzeitig außer Dienst gestellt und überholt. 1886 wurde das Schiff dann im Ostasiatischen Raum eingesetzt und verblieb dort bis ins Jahr 1895.

 

Ab dem 1.10.1897 war das Schiff zum Auslandseinsatz in den Gewässern um Afrika im Dienst und verblieb dort bis ins Jahr 1905.

Petersberg im Rheinland

Aktueller Beitrag vom 13.5.2006

Im Jahre 1834 wurde der Flecken Petersberg von dem Kaufmann Mertens erworben. Seine Frau, die Bankierstochter Sibylle Mertens-Schaffhausen, die auch als Rheingräfin bekannt war, ließ auf dem Petersberg ihren Sommersitz errichten.

Im Jahre 1888 wurde mit dem Bau eines Hotels im Stile der deutschen Renaissance begonnen, welcher ende des 19. Jahrhunderts von den Gebrüdern Nelles aus Köln, die inzwischen das Gelände erworben hatten, durch zusätzliche Bauten erweitert wurde.

Im Jahre 1892 wurde das Hotel 1. Ranges eröffnet, zu erreichen war der Gipfel mit der im Jahre 1889 erbauten Petersbergbahn, einer Zahnradbahn die den Petersberg mit Königswinter verband.

Eine Postagentur wurde auf dem Petersberg erstmals 1889 eingerichtet, allerdings nur als Saisonpostamt während der Sommermonate. Aber schon im Jahr 1890 wurde die Postagentur dann ganzjährig in Betrieb genommen, was anhielt bis zur Schließung der Postagentur 1912.

 

Da das Hotel keinen sonderlichen wirtschaftlichen Erfolg hatte gelangte es nach einer Zwangsversteigerung in den Besitz von Ferdinand Mülhens, dem Inhaber der Kölner Firma 4711. Er ließ das Hotel in den Jahren 1912-1914 zu einem Kurhotel umbauen und der wirtschaftliche Aufschwung stellte sich ein.

 

Eine Postagentur allerdings wurde auf dem Petersberg nicht mehr eröffnet.

Fedderwardersiel

Aktueller Beitrag vom 22.4.2006

eine Ortschaft im Großherzogthum Oldenburg, an der Aussenweser gelegen. Der Ort entstand durch den Bau eines neuen Sieles (verschließbarer Durchlass in einem Deich) und Sieleshafens nahe Fedderwarden zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

 

Im Jahre 1908 zählte das Dorf gerade einmal 96 Einwohner!

 

In dem Örtchen war auch der Sitz der Oldenburger Lotsen Gesellschaft für die Wesermündung, sowie eine, durch den damals bedeutenden Schiffsverkehr nötig gewordene, Nebenstelle des Zollamtes. 

 

Die mir vorliegenden Informationen was die Poststelle betrifft sind etwas wiedersprüchlich, so ist im "Hass Deutsche Postorte 1490-1920" vermerkt dass der Flecken im Jahre 1877 eine Postagentur erhielt. 

 

Im "Topographischen Statistischen Handbuch für die Reichs-Post- und Telegraphenanstalten Deutschlands" ist für das Jahr 1878 keine Poststelle vermerkt, lediglich ein Telegraphenamt mit 1 Betriebsstelle ausgerüstet.

Es gingen im Jahr 1878 immerhin über 500 Telegramme von und nach Fedderwardersiel und brachten der Reichspost Einnahmen in Höhe von 760 Mark.

 

Vieleicht liest ja ein Heimatsammler diesen Beitrag und kann die Eröffnungsdaten der Poststelle nennen, gerne ändere ich die Daten des Beitrages dann ab.

Petersthal in Baden

Aktueller Beitrag vom 2.4.2006

ein Dorf mit knapp 1500 Einwohnern in Baden, gehörte zum Kreis Offenburg und hatte ab dem Jahre 1876 bereits ein Postamt III. Klasse.

 

Im Jahre 1878 wurden in dem kleinen Schwarzwälder Dorf bereits 650 Pakete aufgegeben, was wohl mit der ortsansässigen Likör und Kischwasser Produktion zu tun hatte.

In diesem Falle wurde von Herrn Mathäus Blüm "ein Kistchen" mit einem Gewicht von 3,470 kg nach New York City an Mrs. Dina Blüm verschickt.

 

Das Porto von 4,50 Mark für ein solches Paket war nicht gerade günstig, es stellte sich zusammmen aus dem deutschen Porto für ein Paket bis 5 kg bis zum Tax Grenzpunkt in Bremen von 50 Pfennig und der Seefrachtgebühr von 400 Pfennig. 

 

Die Sendungen mussten stets bis zum überseeischen Landungshafen frankiert abgesandt werden.

Das Porto ist hier sehr hübsch als Mehrfachfrankatur von 9 Exemplaren der 50 Pfennig Marke, dabei ein senkrechter fünferstreifen, dargestellt.

Ergänzung zum Beitrag Krümmel

26.3.2006

Meine Vermutung, dass diese Postagentur nicht lange existierte hat sich nun bestätigt. Zwar war die Poststelle doch etwas mehr als ein paar Monate in Betrieb, dennoch ein recht kurzer Verwendungszeitraum.

Die Eröffnung der Postagentur wurde im Amtsblatt Nr.17 vom 16.3.1917 bekannt gegeben.

Die Poststelle Krümmel wird im Postorteverzeichnis gemäß Postnachrichtenblatt Nr.57 vom 28.7.1920 gestrichen.

 

Da solche Meldungen nicht zeitgleich mit der Schließung der Postämter veröffentlicht werden konnten, ist es durchaus möglich dass noch Stempelabschläge aus dem ersten Halbjahr 1920 auftauchen können.

Ich bedanke mich recht herzlich für die Unterstützung, so wurde wieder eine Lücke geschlossen!

Krümmel im Bezirk Hamburg

Aktueller Beitrag vom 11.3.2006

ein Flecken im Bezirk Hamburg, ca. 30 km von der Hamburger Innenstadt entfernt, an der Elbe bei Bergedorf gelegen.

 

Im Jahre 1865/66 gründete der schwedische Chemiker Alfred Nobel zusammen mit einem Kompagnon auf dem Sandhügel der "auf dem Krümmel" genannt wurde und nahe bei der Stadt Geesthacht lag, eine Glycerinfabrik und erfindet dort das Dynamit.

Die erste Dynamitfabrik der Welt stellte hier bis ins Jahre 1945 Sprengstoff her.

Eine Postagentur erhielt die Fabrik im Jahre 1917, viel mehr an Fakten konnte ich bisher nicht herausfinden. Den Poststempel kann ich vom 27.6.1917 bis zum28.1.1918 nachweisen.

 

Meine Vermutung geht dahin, dass die Postagentur nicht sehr lange bestand, eventuell sogar nur bis ende des I. Weltkrieges, dann also gerade einmal ein paar Monate in Betrieb war. Ich habe zwar einiges an Ortsverzeichnissen, leider aber nicht aus jedem Jahr.

 

In den 20-iger Jahren wird der Postort nicht mehr gelistet, hier ist lediglich der Hinweis zu finden "zuständiges Postamt Geesthacht".  Im Jahre 1939 wurde Krümmel dann von Geesthacht eingemeindet.

 

Falls ein Leser im Besitz der Amts- bzw. Nachrichtenblätter der Jahre 1917-1918 ist und dort einmal nachschauen würde, wann genau 1917 die Postagentur eingerichtet wurde, so würde ich mich über eine Nachricht sehr freuen. Auch eine eventuelle Schließung nach dem I. Weltkrieg sollte sich in diesen Blättern finden.

Owingen in Hohenzollern

Aktueller Beitrag vom 19.2.2006

Gastbeitrag von Thomas Lauterbach, Marbach

Es freut mich sehr dass der heutige "Aktuelle Beitrag" von einem Sammlerfreund als Gast-Beitrag veröffentlicht werden darf.

 

Einschreiben von Owingen/Hohenzollern nach Loughton/Essex in England.

Das Soll-Porto setzt sich zusammen aus der Gebühr für einen Auslandsbief bis 20g mit 200.000 Mark und der Gebühr für das Einschreiben mit 75.000 Mark; gesamt also 275.000 Mark. Verklebt wurden 276.000 Mark, der Brief ist also um 1000 Mark überfrankiert.

Der Brief wurde am 19.9.1923 in Owingen/Hohenzollern aufgegeben und durch die Deutsche Reichspost der Postüberwachungsstelle Stuttgart zugeleitet. Diese war zuständig für die gesamte (ankommende und abgehende) Auslandspost aus Württemberg und Hohenzollern.

 

Nach der Kontrolle des Inhalts wurde der Brief mit dem typischen Verschlußzettel auf der Rückseite verschlossen und zusätzlich wurde noch das Siegel der Postüberwachungsstelle abgeschlagen. Anschließend wurde der Brief zur weiteren Beförderung an die Deutsche Reichspost zurückgegeben.

 

Bereits am 22.9.1923 erreichte der Brief seinen Bestimmungsort.

Der genaue Wortlaut der Verfügung im Reichsgesetzblatt Seite 1324 lautet:


Verordnung über die Post- und Telegrammüberwachung im Verkehr mit dem Ausland.


§ 1: Die Post- und Telegrammüberwachung im Verkehr mit dem Ausland wird bis auf weiteres aufrechterhalten, soweit sie im Steuerinteresse oder aus wirtschaftlichen Gründen erforderlich ist. Auf militärische oder politische Angelegenheiten darf die Überwachung nicht erstreckt werden.
§ 2: Die bisherigen Überwachungs- und Überprüfungsstellen bleiben zu dem im § 1 Satz 1 bezeichneten Zwecke bestehen und werden dem Reichsschatzamt unterstellt.
Berlin, den 15. November 1918.
Der Rat der Volksbeauftragten
gez. Ebert Haase
 

 

Im Gebiet der Deutschen Reichspost wurden 21 dieser Überwachungsstellen betrieben (Stuttgart hatte die Nummer 19, siehe Verschlußzettel). Zusätzlich wurden noch 7 weitere Überwachungsstellen eingerichtet, die z.B. während der Besetzung des Rheinlandes benötigt wurden.

Die Devisenkontrolle wurde bis zur Einführung der Rentenmark am 1.12.1923 durchgeführt. Eine Verordnung zur Aufhebung der Postüberwachung ist nicht bekannt.
 
Thomas Lauterbach, Marbach

Eulau Wilhelmshütte

Aktueller Beitrag vom 29.1.2006

Eulau, eine Gemeinde die sich aus den Dörfern Kleineulau, Niedereulau und Obereulau zusammensetzt und im Kreis Sprottau lag.

Das Eisenwerk Wilhelmshütte mit seinen Hochöfen und einer Maschinenfabrik war der größte Arbeitgeber in dieser Ortschaft. 

 

Eine Poststelle gab es bereits ab dem Jahre 1868 in Form einer Postexpedition II. Klasse, im Jahre 1871 wurde diese dann in eine Postexpedition umgewandelt und im Jahre 1876 wurde ein Postamt III. Klasse eingerichtet.

 Rückschein am 22.10.1891 von Eulau-Wilhelmshütte per Einschreiben "zurück nach" Sprottau.

 

Erfolgte die Zustellung einer Einschreibesendung bei der ein Rückschein verlangt wurde, so musste dieser vom Empfängerpostamt sofort und unter Einschreiben an das Aufgabepostamt zurückgeschickt werden. Die Gebühr des Rückscheins von 20 Pfennig musste vom Absender im voraus entrichtet werden, diese konnte auf dem Einschreibebrief oder auf dem Rückscheinformular (innen) verklebt werden.

Fahren in Holstein

Aktueller Beitrag vom 8.1.2006

ein Dorf mit gerade einmal 180 Einwohnern das am Ostufer des Passader Sees im Kreis Plön in der Probstei liegt und bis zum Jahre 1873 dem Kloster Preetz angehörte. 

Ein Postamt hatte das Dorf zu keiner Zeit, es gehörte zum Landbestellbezirk des Postamtes III. Klasse Schönberg in Holstein, das der OPD Kiel unterstellt war.

Schönberg hatte ab dem Jahre 1871 eine Postexpedition und erhielt im laufe des Jahres 1876 ein Postamt III. Klasse.

 

Der Kreis-Obersegment-Stempel ist derzeit bekannt ab dem 20.2.1887 und das letzte mir bekannte Verwendungsdatum ist der 19.6.1906.